Balkonverglasung Stories Amsterdam

Foto: © MWA Hart Nibbrig

Charakteristisch für Stories ist die tiefe Fassade – eine räumliche Zone mit einer wichtigen mikroklimatischen Funktion zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Gebäudes.
Olaf Gipser, Olaf Gipser Architects Amsterdam
Prof.M.Arch.Dipl.Ing Olaf Gipser
Prof.M.Arch.Dipl.Ing Olaf Gipser
Prof.M.Arch.Dipl.Ing Olaf Gipser

Aus Erfahrung lernen

Das Projekt ist in vielerlei Hinsicht repräsentativ für die niederländische Herangehensweise an Nachhaltigkeit, die wenig Raum für Dogmatismus, aber dafür viel Platz für Innovation lässt. Weder ist es ein konsequenter Holzbau, noch ist die Einteilung komplett flexibel – und das war auch gar nicht der Anspruch. Es geht vielmehr darum, Experimente zu ermöglichen und aus den Erfahrungen zu lernen. „Beim nächsten Projekt kann man die Erfahrungen dann schon in der Konzeptphase einbringen“, sagt Olaf Gipser.

Vom Industriehafen zum Vorzeige-Stadtviertel

Das Gewerbegebiet Polder Buiksloterham im Norden Amsterdams soll sich bis 2030 in ein Vorzeige-Stadtviertel mit geschlossenen Materialkreisläufen verwandeln. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation zu Beginn des Projekts, hat sich die Stadt Amsterdam vor rund 15 Jahren für eine langsamere, nachhaltigere Umwandlungsstrategie entschieden. So präsentiert sich die Gegend heute als spannendes Mischgebiet, in dem Baugruppenprojekte und Nullenergiehäuser zwischen Logistikbetrieben und Baumärkten entstehen.
Ein solches Projekt ist Stories, entworfen von Olaf Gipser Architects. Es steht an der Kreuzung einer Hauptverkehrsachse mit einem alten Hafenbecken. Stories ist 46 Meter hoch und zählt 13 Geschosse, von denen die oberen zehn in Holzbauweise errichtet sind. Das sieht man auf den ersten Blick jedoch nicht, da der Bau rundum in eine filigrane, weiße Stahlfassade mit hohen Pflanznischen gewickelt ist.

Stories Amsterdam

Stories ist als Holzhybridbau konzipiert: der Sockel besteht aus Stahlbeton, die 10 Stockwerke darüber sind in Holzbauweise errichtet. Foto: MWA Hart Nibbrig

Nachhaltiger Wohnraum für Baugruppen

Das Projekt ging aus einer Ausschreibung hervor, auf die sich Baugruppen bewerben durften. Eine wichtige Vorgabe der Stadt war, dass die Bebauung mit Materialien ausgeführt werden sollte, die in Zukunft größtenteils in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. So kam Olaf Gipser – der ursprünglich aus der Schweiz stammt, aber schon seit über 20 Jahren in Amsterdam lebt – auf die Idee,  einen Holzhybridbau mit begrünten Fassaden zu realisieren. 
Insgesamt befinden sich in dem Gebäude 29 individuell gestaltete Wohnungen und sechs Gewerbeeinheiten. Die Wohnungen haben 2,90 m Deckenhöhe und sind zwischen 43 und 235 Quadratmetern groß. Im Sockel sowie im 7. und 11. Stock erstreckt sich jeweils eine Loftwohnung über zwei Etagen.

Die insgesamt 29 Wohnungen sind individuell gestaltet und zwischen 43 und 235 Quadratmeter groß. Foto: © MWA Hart Nibbrig

Wohnturm aus Brettschichtholz mit Betonsockel


Da man sich 2015 noch nicht an einen Vollholzbau mit 13 Geschossen herantraute und weil im Erdgeschoss eine Einstellhalle für 40 Autos gefordert war, wurde der dreigeschossige Sockel aus Beton konstruiert. Darüber erhebt sich der 32,5 Meter hohe Turm in Holzbauweise mit Erschließungskern aus Beton. Den Turm haben die Architekten an die Straßenseite gerückt, so dass am westlichen Ende des Sockels Raum für eine gemeinschaftliche Dachterrasse blieb, auf der die Bewohner nun Urban Farming betreiben.

Der Turm hat eine Konstruktion aus Brettschichtholz. Pro Geschoss bilden 15 tragende, 160 bis 240 mm dicke Elemente ein Raster mit einem Achsmaß von 4,80 Meter. Diese Holzportale haben große Öffnungen, die eine flexible Einteilung mit bis zu sechs Wohnungen pro Geschoss erlauben. Um zukünftige Veränderungen zu ermöglichen, wurden außerdem mehr Türöffnungen als nötig in den Korridorwänden angelegt. Diese Flexibilität war nicht nur der Baugruppe, sondern auch den Architekten sehr wichtig. Olaf Gipser gehört zu einem Netzwerk von 14 jungen Büros, die gemeinsam ein niederländisches „Open Building“-Manifest veröffentlicht haben. Eine größtmögliche Flexibilität von Gebäuden, vor allem im Hinblick auf zukünftigen Einteilungs- oder Funktionswandel, sehen sie als unerlässlichen Bestandteil von Nachhaltigkeit.

Stories Amsterdam
Stories Amsterdam
Die Holzkonstruktion ist im Inneren bewusst sichtbar. Foto: © MWA Hart Nibbrig

Flexibilität versus Akustik

Allerdings wurde bei diesem Projekt die gewünschte Flexibilität bis zu einem gewissen Grad der Akustik geopfert. Um den Brandschutznormen zu genügen, sind die Wohnungstrennwände mit Gipskartonplatten verkleidet, die auch dem Schallschutz dienen. Damit die Holzkonstruktion für die Bewohner dennoch erfahrbar blieb, wurden die Deckenelemente auf Abbrand berechnet und ihre Unterseite in Sicht belassen. In den Wohnungen kontrastieren die Holzdecken wirkungsvoll mit den weiß verputzten Gipskartonwänden. Auf der Oberseite der Deckenelemente befindet sich eine 100 mm dicke Masselage aus Schaumbeton und darüber 40 mm Trittschalldämmung. Alle Leitungen liegen im Schaumbeton, weshalb sich ihre Position nicht ohne Aufwand verändern lässt.

Stories Amsterdam - Vorgefertigte Fassade
mit Stahlregal
Stories Amsterdam - Vorgefertigte Fassade
mit Stahlregal
Die filigrane Stahlfassade bietet mit großen Pflanz-Nischen Raum für Biodiversität. Foto: © MWA Hart Nibbrig

Vorgefertigte Fassade mit Stahlregal

Die Fassaden von Stories bestehen aus vorgefertigten Holzskelettbauelementen, die bei Lieferung bereits mit 300 mm Wärmedämmung und bodentiefen Holzrahmenfenstern versehen waren. Eine Verkleidung aus vorvergrauten, hitzebehandelten und mit einem Brandverzögerungsmittel behandelten Fichtenholzlatten schützt sie vor dem Nordseeklima. Davor steht ein zwei Meter tiefes Stahlregal mit paarweise gestapelten Balkons, von den Nachbarbalkons getrennt durch sechs Meter hohe Pflanznischen. Auf drei Seiten wächst in jeder Nische ein mehrstämmiger Baum, umgeben von einem Unterwuchs aus Sträuchern, Kräutern und Gräsern. Auf der Nordseite ist das Regal nur 1,50 Meter tief und mit Kletterpflanzen bepflanzt.

Schwebende Gärten als biodiverser Lebensraum

Ziel der Architekten ist, dass die tiefe, begrünte Fassade nicht nur als Außenraum, Sicht- und Sonnenschutz und Feinstofffilter dient, sondern auch als Lebensraum für Insekten und Vögel. Aus den Wohnungen betrachtet, präsentieren sich die Grün-Nischen tatsächlich als kleine, schwebende Gärten. Aus der Perspektive von Passanten sorgt die Stahlfassade aber vor allem dafür, dass Stories einen sehr eleganten und leichtfüßigen Anblick bietet, der sich obendrein dank der unterschiedlichen Laubfarben der fünf Baumsorten im Laufe der Jahreszeiten ständig verändern wird.
Transparente Balkonverglasungen, die sich flexibel öffnen lassen, betonen die filigrane Anmutung der Stahlfassade. Sie sind so angeordnet, dass sie im Zusammenspiel mit den senkrechten Stabgeländern ein lebendiges Fassadenbild erzeugen.

Stories Amsterdam - Balkonverglasung für Wetterschutz
Stories Amsterdam - Balkonverglasung für Wetterschutz
Die Balkonverglasung bietet im Frühjahr und Herbst angenehm temperierte Bedingungen. Foto: © Luuk Kramer Fotografie

Flexibler Witterungsschutz

Die transparenten Balkonverglasungen dienen dazu, die Außenbereiche der Wohnungen vor Lärm, Wind und Wetter zu schützen. Als thermischer Puffer sorgen sie außerdem für erhöhte Energieeffizienz und schützen die Bausubstanz. Ihre Funktionsweise ist intuitiv und beruht auf dem Schiebe-Dreh-Prinzip: Jedes Glaselement kann zur Seite geschoben und um 90° gedreht werden. Geparkt werden sie als schmale Glaspakete an der Seite. Auf diese Weise ist eine fast 100-prozentige Öffnung jeder Balkonfassade möglich.

Stories Amsterdam - Flexibler Witterungsschutz
Die raumhohen Schiebe-Dreh-Elemente von Solarlux können als schmale Glaspakete an der Seite geparkt werden. Foto: © MWA Hart Nibbrig

Raumhoch oder auf Brüstung

Aufgrund unterschiedlicher Balkongrößen, Geschosshöhen und Positionen im Gebäude wurden die Verglasungen entweder raumhoch ausgeführt – als Zugang zu den schwebenden Gärten – oder auf eine Glas-Brüstung montiert. Insgesamt kamen zwölf Konfigurationen der Systeme SL 25 (auf Brüstung) bzw. SL 25 XXL (raumhoch) von Solarlux zum Einsatz. Darunter beispielsweise Varianten, bei denen sich die Glaselemente über beide Ecken „verfahren“ lassen und so der zuvor geschützte Balkon allseitig komplett geöffnet werden kann. Nachfolger der bewährten SL 25 ist die Systeminnovation Proline T von Solarlux.

Stories Amsterdam - Bautafel
Stories Amsterdam - Bautafel
Plattegrond: © Olaf Gipser Architects

Bautafel

Bauvorhaben: Stories Amsterdam 
Bauherr: Bouwgroep BSH20A
Architektur: Olaf Gipser Architects, Amsterdam - www.olafgipser.com
Team: Erik Feenstra, Olaf Gipser, Jonathan Hibma, Monique Hutschemakers, Jacoba Istel, Simona Puglisi, Jean-Marc Saurer, Jan-Dirk Valewink, Abdullah Zakrat
Standort: Polder Buiksloterham, Amsterdam
Planungs- und Bauzeit: 2016-21
Fläche: 5.500 qm
Produkte: Schiebe-Dreh-Systeme SL 25, SL 25 XXL (Nachfolgesystem Proline T)

Zeichnungen

Zeichnungen: © Olaf Gipser Architects

Technik auf einen Blick
Schallschutzklasse
Schallschutzklasse
Schallschutzklasse
R'w bis 14 dB
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit
Barrierefreiheit
eingelassene Bodenschiene für Terrassenverglasung
Verglasung
Verglasung
Verglasung
12, 15 mm ESG-H, 17,52 mm VSG 88,4 mm
Höhenausgleich
Höhenausgleich
Höhenausgleich
bis 8 mm
Veriegelung
Veriegelung
Verriegelung
als Drehknauf oder Drücker

Balkonverglasung

Mit Schiebe-Dreh- oder Schiebesystemen aus Glas schützen Sie sich auf Ihrem Balkon nicht nur vor rauen Witterungsverhältnissen wie Wind, Regen und Kälte, sondern auch vor Lärm. Je nach Anforderung sind komplett transparente oder gerahmte Systeme erhältlich. Die flexiblen, ungedämmten Verglasungen verwandeln Ihren Balkon auf Wunsch in einen luftigen Freisitz oder einen wettergeschützten Raum. Die verschiedenen Systemlösungen können auch nachträglich auf vorhandene Brüstungen montiert werden. 

Jetzt bestellen: Die Balkonverglasung-Broschüre
Möchten Sie sich noch ausführlicher über einzelne Systeme und technische Details unserer Balkonverglasungen informieren? Dann bestellen Sie gerne unsere umfangreiche Produktbroschüre. Entweder digital per E-Mail oder in gedruckter Form als Printversion.