Innsbruck, die kleine Großstadt im beschaulichen Tirol, kann mit einer beeindruckenden Fülle und Qualität moderner Architektur aufwarten. Die Gebirgsstadt pflegt eine einzigartige Planungs- und Wettbewerbskultur, die teilweise auch private Bauherren zu Gestaltungsausschreibungen zwingt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. So stehen hier neben den Bauten aus der Kaiserzeit moderne Monumente internationaler Granden, wie die Rathaus-Galerien von Dominique Perrault, die Bergiselschanze von Zaha Hadid oder das Kaufhaus Tyrol von David Chipperfield.
2018 kam mit dem Haus der Musik ein weiteres Architekturereignis hinzu. Erich Strolz, selbst Innsbrucker, überzeugte im EU-weiten Wettbewerb. Gemeinsam mit dem Bregenzer Partner Dietrich | Untertrifaller realisierte er das Konzert- und Theatergebäude, das es bis auf die Shortlist für den Mies van der Rohe Award geschafft hat.
PROMINENTER STANDORT
Der Standort könnte zentraler und geschichtsträchtiger nicht sein. In direkter Nachbarschaft befinden sich Hofgarten, Hofburg, Universität, Jesuitenkirche und Landestheater. Der Neubau ist mit seinem kompakten Baukörper und einer Höhe von sechs Geschossen kaum zu übersehen. Mit seiner rechtwinkeligen Klarheit, besonders aber mit seiner dunklen Keramikfassade setzt er sich selbstbewusst von der hellen, historischen Architektur der Umgebung ab. Doch er übertrumpft diese auch nicht, sondern fügt sich wie ein zarter, dunkler Riese respektvoll, fast behutsam ein.
Lichthöfe, eingeschnittene Loggien, Terrassen und Rücksprünge relativieren und gliedern den strengen Kubus. Aus der Ferne beeindruckt die schimmernde, opake Fassade. Tritt man an das Haus der Musik heran, wirkt es jedoch überraschend durchlässig. Die transparente Sockelzone und das zum großzügigen Vorplatz orientierte Foyer brechen das Voluminöse auf und wirken ausdrücklich einladend. Auch innen scheint das Gebäude immer wieder seine Umgebung zu suchen, an vielen Stellen mit ihr zu verschmelzen. So spielt die große Glasfassade hinter der Bühne des Großen Saales mit dem Blick nach draußen. Während der Aufführung werden die gegenüberliegende Hofburg und die alte Säuleneiche auf dem Vorplatz fast so etwas wie zusätzliche Bühnenelemente.